Das Thema „Durchgängigkeit wasserbaulicher Anlagen für Tiere“ ist gegenwärtig omnipräsent: sei es bei der Überwindung von Wehren und Wasserkraftanlagen, bei Ausleitungs- und Restwasserstrecken oder mit Blick auf den Fischschutz bei Wasserentnahmebauwerken. Die Umsetzung gewässerökologischer Anforderungen in wasserbaulichen Planungen bedingt eine enge transdisziplinäre Verzahnung mit Kollegen aus naturwissenschaftlichen Fachdisziplinen.
Im Hinblick auf die dringend benötigten Vorgaben für die Planung und den Bau funktionsfähiger Fischaufstiegs-, -schutz- und -abstiegsanlagen sowie fischpassierbarer Bauwerke gilt es einerseits fischökologische Grundlagen zu ermitteln, um die Funktionalität der Bauwerke sicher zu stellen. Andererseits sind daran anknüpfend die gewonnenen Erkenntnisse ingenieurgerecht in Regeln, Formeln und Bemessungswerten auszudrücken. Diese Aufgaben können mit Hilfe der Ethohydraulik bearbeitet werden, worunter ein neues Fachgebiet an der Schnittstelle zwischen der Ethologie (griech.: vergleichende Verhaltensforschung) und der Hydraulik (griech.: Lehre vom Strömungsverhalten der Flüssigkeiten) zu verstehen ist.
Die Ethohydraulik dient dabei der Erforschung von Reaktionen aquatischer Organismen gegenüber hydraulischen Reizen im Rahmen definierter Laborbedingungen, wie z. B die Reaktion von Fischen auf wasserbauliche Anlagen und die von ihnen erzeugten hydraulischen Situationen. Im wasserbaulichen Forschungsgebiet des Fachgebietes stehen dazu großskalige Rinnen mit hoher Durchflussleistung zur Verfügung. Zudem stehen Hältereinrichtungen und Ausrüstung zur Überwachung der Wasserqualitätsparameter zur Verfügung, so dass die Fische im Rahmen ethohydraulischer Untersuchungen über längere Zeiträume im Forschungslabor gehalten werden können. Ebenso bestehen Kontakte und Kooperationen zu namhaften Unternehmen und Institutionen mit ausgewiesenem fischökologischen Kompetenzen und umfangreichen Erfahrungen zu ethohydraulischen Untersuchungen.